"Hobby 4:" Malen
Im Sommersemester 98 habe ich im Neubau der Hamburger Kunsthalle
an einem Seminar teilgenommen. Einmal in der Woche haben wir uns vor den Werken
moderner Künstler versammelt und uns die Köpfe heissgeredet. Ich bin
dort hingegangen, weil ich davon ausgehe, dass es an mir liegt (ich bin halt
zu doof), wenn ich moderne Kunst nicht verstehe. Es wurde wunderschön geredet
- so gut werde ich es nie in meinem Leben lernen. Alle Leute waren furchtbar
schlau. Aber so richtig begriffen habe ich alles immer noch nicht. Irgendwie
fehlt mir immer noch der Zugang: z.B. zu den (Tier-)Fallen, die in zwei Räumen
aufgebaut sind, oder zu den monochromen Bildern, die sich nur durch die Streichrichtung
unterschiedlich dicker Kaemme unterscheiden. Warum wird so etwas in der Kunsthalle
ausgestellt?
Trefflich wurde diskutiert, Assoziationen herbeigezaubert und Gefühle offenbart.
Die Todessehnsucht ist offensichtlich besonders "in". Die fehlte nämlich
an keinem Seminartag. Natürlich wurde auch immer die Frage, ob das Kunst
sei, gestellt. Dabei hat die Seminarleiterin den Ball nur aufgenommen und weitergeleitet.
Vor einer (gewiss schwierigen) Antwort hat sie sich konstant gedrückt.
Meine Meinung ist ziemlich blasphemisch: es ist keine Kunst, ein Bild zu malen,
eine Plastik zu formen oder eine Idee zu konkretisieren. Die Kunst liegt darin,
jemanden zu überzeugen, dafür Geld auszugeben. Und dafür muss
man selber (oder ein Galerist) schnacken können, PR machen ...
Da ich weder Bilder verkaufe, noch ein Verkäufertyp bin, bin ich also auch
kein Künstler. Und nix über Kunst sagen, das kann ich auch hervorragend.
Da befinde ich mich in Gesellschaft mit ganz grossen Schnackern, will sagen
ökonomisch erfolgreichen Künstlern. Dennoch male ich und freue mich,
wenn mir manchmal etwas gelingt.
Auf meinen Bildern kann man im Regelfall erkennen, was drauf ist. Das ist schon
mal nicht schlecht. Aber ich bin ein ungeduldiger Mensch und kann nicht stundenlang
an einem Bild sitzen, damit die Augenbrauen auch stimmen. Das ist nicht mein
Ding. Wenn ich etwas genau haben möchte, dann kann ich es ja fotografieren.
Es muss schnell gehen und die Farben müssen leuchten. Meine Motive sind
oft geklaut. Aber selbst dann kommt oft ein ganz anderes Bild dabei heraus.
Ich habe selbstverständlich meine Lieblingsmaler. Die "ungemalten
Bilder" von Nolde stehen natürlich an erster Stelle. Aber auch um
Christian Rohlfs zu sehen, bin ich schon ueber 1000 Km gefahren. Bei den Tulips
von Ursula Meyer-Petersen hat mich fast der Schlag getroffen. Und Willibrord
Haas kann mit Farben traumhaft umgehen. Da stehen dir die Tränen in den
Augen. Und ich darf Heike Heidorn nicht vergessen. Heike ist seit 12 Jahren
meine Lehrerin. Neben ihrem malerischen Können muss ich ihre Geduld bewundern,
denn ein einfacher Schüler bin ich sicher nicht. Aber sie hat mir Mut gemacht
zu malen und nicht nur anzumalen. Schade, dass Heike keine Schnackerin ist.
- Auf Teneriffa gehe ich 3x die Woche zu Carlos Jorkareli ins Atelier nach San
Juan de la Rambla. Carlos ist einer von den Guten - aber auch kein Schnacker.
Und nun will ich euch nicht weiter auf die Folter spannen und ein paar Bilder
einscannen. Alle Bilder, die ich verschenkt habe, habe ich vorher fotografiert
- allerdings nur zur Dokumentation und nicht unter dem Aspekt, sie einmal ins
Internet zu stellen. Also entschuldigt.
Motive geklaut bei Emil Nolde, geklaut bei Christian
Rohlfs und nicht geklaute Motive.
Immer wieder Blumen, Portraits
(Koepfe kann ich malen wie ein Weltmeister, nur mit der Ähnlichkeit - da
hapert es ein wenig) und viele Postkarten.
Ich bin natuerlich auch zu erreichen unter: |
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Hamburg, den 18.Dezember 2002